Antwortet Gott auf unsere Gebete? Glaubt ihr daran, dass Gott uns beisteht, unsere Gebete beantwortet und uns Führung gibt? Wir alle treffen tagtäglich Entscheidungen. Sind manche Entscheidungen wichtiger als andere?

Was ich darüber gelernt habe, wie Gott meine Gebete beantwortet, möchte ich hier anhand zweier für mich besonders wichtiger Entscheidungen veranschaulichen.

Entscheidung 1: Mission

Mormonen Missionare sprechen mit Frau auf Straße

Als Teenager hatte ich eine Zeit lang darüber nachgedacht, auf Mission zu gehen. Das Evangelium bedeutete mir immer viel, also schien dies ein guter Plan zu sein. Nachdem ich mit 19 die Schule abgeschlossen hatte, ging ich erst ein Jahr ins Ausland und begann danach zu studieren. Ich hatte nach meinem Schulabschluss und auch nach meinem Auslandsaufenthalt nicht das richtige Alter für den Missionsdienst; und irgendwie hatte ich im Laufe der Jahre auch das Interesse daran verloren, obwohl mir mein Glaube nicht weniger bedeutete. Bis ich meinen Abschluss hätte, würden mindestens fünf Jahre vergehen. Damit wäre ich weit über das übliche Missionsalter hinaus, und außerdem schien mir in meinem Leben auch nichts zu fehlen.

Als sich mein Studium dem Ende zuneigte, wollte ich vor allem meinen Abschluss; ich wollte mein eigenes Geld verdienen und endlich richtig selbstständig sein. Und plötzlich war das Thema Mission wieder auf dem Tisch. Nicht weil ich plötzlich den Wunsch verspürte, sondern weil mich jemand dazu brachte, doch Gott im Gebet zu fragen, ob es ihm wichtig sei, dass ich nach meinem Abschluss diesen Weg einschlug.

Da ich wusste, dass es gut ist, Gott um Hilfe bei Entscheidungen und Richtung für seinen weiteren Lebensweg zu bitten, fragte ich. Trotzdem konnte ich das Gefühl nicht loswerden, dass ich gar keine Lust dazu hatte. Und Gott antwortete mir nicht. Das Ganze zog sich über mehrere Monate hin.

Eine beeindruckende Antwort

Meine Antwort kam schließlich an einem Nachmittag auf überraschende – und für mich sehr eindrückliche –  Art und Weise. Ich dachte darüber nach, welches die Dinge in meinem Leben seien, die mir tatsächlich wichtig waren. Und mir wurde bewusst, dass die wirklich wichtigen Dinge nicht meine Unabhängigkeit oder Arbeit, nicht meine Reisen oder Ersparnisse – nicht die Dinge, die ich als Missionarin für 18 Monate aufgeben musste – waren.

Das, was mir wirklich wichtig war und ist, sind vielmehr meine Familie, meine Freunde, das Evangelium; die Erkenntnis und das Wissen, die ich durch das Evangelium habe. Mir wurde damals plötzlich deutlich bewusst, wie unbeschreiblich dankbar ich für das Evangelium in meinem Leben war. Mir wurde klar, dass ich, wenn ich auch nur einem einzigen Menschen davon erzählen und ihm helfen könnte, auch glücklicher in seinem Leben zu sein oder vielleicht einen Sinn in seinem Leben zu sehen, ohne zu zögern bereit wäre, diese 18 Monate zu „opfern“.

Ich dachte darüber nach, wie mein Leben wohl weiter verlaufen würde. Und ich musste mir eingestehen, dass ich keine Vorstellung davon hatte, was noch auf mich zukommen würde. Aber mir wurde bewusst, dass ich mich dafür entscheiden konnte, auf Mission zu gehen; ich konnte dem Herrn dienen; ich konnte die Dinge, die mir wirklich wichtig waren, die mich wirklich das Leben lebenswert erscheinen ließen, mit anderen teilen. Für 18 Monate. Und was für ein kleiner Teil von einem ganzen Menschenleben sind schon 18 Monate?

Die Entscheidung

Ich wollte die folgenden Monate bewusst verbringen; vielleicht würde es mir so gelingen, dem Herrn auf diese Art und Weise meine Dankbarkeit zu zeigen für all die reichlichen Segnungen, die ich in meinem Leben schon erhalten hatte.

Auch wenn es schon ein paar Jahre her ist, erinnere ich mich noch heute daran, wie sehr in diesem Moment das „Herz in mir brannte” (vgl. LuB 9:8) und ich mit völliger Gewissheit fühlte, dass mein himmlischer Vater wollte, dass ich auf Mission ginge. Ich erkannte, dass ich eigentlich schon viel früher und mehrere Male eine Antwort erhalten hatte. Ich war mir mit meiner Angst und meinen Zweifeln selbst im Weg gestanden.

Die Art und Weise, auf die mein Gebet ENDLICH erhört worden war, lehrte mich, dass mir Gott wirklich zuhört; ich erkannte, dass er uns wirklich hilft, Entscheidungen zu treffen. Er hatte nicht aufgegeben, bis ich seine Antwort endlich verstand.

Entscheidung 2: Ehe

Verlobtes Paar

Als ich ein paar Jahre später die Entscheidung treffen musste, ob ich einen Heiratsantrag annehmen sollte oder nicht, bat ich erneut Gott um Hilfe. Ich erwartete eine Antwort, die genauso deutlich ausfallen würde. Ich nahm an, dass die Antwort auf mein damaliges Gebet auf so beeindruckende Weise kam, da sie so wichtig gewesen war. Sicherlich war die Entscheidung, wen ich heiraten sollte, doch mindestens genauso wichtig, nicht wahr? Gott würde mir genau sagen, was richtig sei – es ging ja schließlich um meine Zukunft. Das war eine der Entscheidungen, die ich sicher nicht leichtfertig treffen wollte.

Als ich den Heiratsantrag bekam, antwortete ich erst einmal gar nicht darauf. Ich wollte auf gar keinen Fall eine falsche Entscheidung treffen und war entschlossen, erst von Gott zu erfahren, was ich tun sollte, bevor ich antwortete. Ich betete, dachte nach, fastete, machte mir Gedanken. Und es passierte – nichts.

In Lehre und Bündnisse 9, Verse 7 und 8 heißt es:

„Siehe, du hast es nicht verstanden; du hast gemeint, ich würde es dir geben, obschon du dir keine Gedanken gemacht hast, außer mich zu bitten. Aber siehe, ich sage dir: Du mußt es mit deinem Verstand durcharbeiten; dann mußt du mich fragen, ob es recht ist, und wenn es recht ist, werde ich machen, daß dein Herz in dir brennt; darum wirst du fühlen, daß es recht ist.”

Hatte ich nicht all das getan?

Die Antwort, die ich schließlich bekam, war ganz anders als die erste.

Die Antwort kam in einem Gespräch mit meinem Freund. Er sagte mir damals, dass er das Gefühl habe, ich müsse vielleicht einfach nur eine Entscheidung dafür oder dagegen treffen. Und dann müsse ich dazu stehen. Mir wurde in diesem Moment plötzlich klar, dass das wirklich meine Antwort war.

Entscheidungen und „geistige Reife“

Ich erkannte, dass Gott mir nicht sagen würde, ob er es gut fände bzw. dass ich diesen Mann heiraten sollte. Es war tatsächlich meine Entscheidung; ; er traute mir zu, sie selbstständig zu treffen. Ich denke, es gibt für keine Ehe eine Garantie. Manche Ehen beginnen wunderbar, aber Partner entwickeln sich auseinander oder treffen Entscheidungen, die keiner erwartet hätte. Vielleicht trifft man selbst Entscheidungen, die man nie für möglich gehalten hätte.

Gott erwartete von mir, die Verantwortung für meine Entscheidung zu übernehmen. Ich konnte mich gegen diese Ehe entscheiden und würde damit leben müssen. Ich konnte mich dafür entscheiden und würde mich damit verpflichten, mich anzustrengen und meinen Teil dazu beizutragen, dass diese Entscheidung auch die richtige bliebe und meine Ehe funktionierte. Mit wurde klar, dass, hätte Gott mir eine eindeutige Antwort für oder gegen meine Ehe gegeben, ich mich in schwierigen Situationen bei ihm dafür „beschweren” würde. Wie ich mich kenne, würde ich ihn fragen, wieso er mich dazu gebracht hatte, nicht oder eben doch zu heiraten.

Richard G. Scott hat einmal gesagt:

„Mit unserem Vater im Himmel zu kommunizieren ist nicht banal. Es es ein heiliges Privileg. Die Kommunikation basiert auf unveränderlichen Prinzipien. Hilfe vom himmlischen Vater erhalten wir als Antwort auf Glauben, Gehorsam und die richtige Anwendung unserer Entscheidungsfreiheit. Wir sind hier auf der Erde, um Erfahrungen zu sammeln, die wir auf keine andere Weise sammeln können. Wir bekommen die Gelegenheit zu wachsen, uns zu entwickeln und geistige Reife zu entwickeln… Wie wir mit Herausforderungen umgehen und Probleme lösen, ist für unser Glücklichsein ausschlaggebend.”

Ich entschied mich schließlich, den Antrag anzunehmen.

Meine Ehe ist bisher nicht sonderlich schwierig. Aber natürlich habe ich mich auch schon ab und zu gefragt, ob etwas nicht einfacher sein könnte. In diesen Momenten denken ich an meine „Antwort” auf dieses Gebet zurück; darüber, dass es meine eigene Entscheidung war, diesen Mann zu heiraten; darüber, dass ich nun meinen Teil dazu beitragen muss, damit unsere Ehe gut ist und gut bleibt.

Der Vater im Himmel möchte, dass wir glücklich sind; er möchte, dass ich persönlich glücklich bin. Und er wird mir/ uns dabei helfen, das zu erreichen. Aber: Ich bin kein unmündiger Mensch, über den entschieden wurde und der sich fügte. Ich habe es selbst in der Hand, aus meiner Situation das Beste zu machen und glücklich zu sein. Gott möchte, dass ich „geistige Reife” entwickle. Das ist ein wesentlicher Teil dieses Erdenlebens. Und ich weiß, dass er mir das ermöglicht, indem er mir manche Gebete nicht beantwortet … zumindest nicht so, wie ich es erwarte.

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