„Nun magst du meinen, dies sei Torheit von mir; aber siehe, ich sage dir: Durch Kleines und Einfaches wird Großes zustande gebracht; und kleine Mittel beschämen in vielen Fällen die Weisen.”

Alma 37:6

Letzte Woche war ich im Urlaub. Am ersten Abend bemerkte ich, dass ich Halsschmerzen bekam und leichtes Fieber hatte. Diese Feststellung machte mich erst einmal richtig wütend! Warum? Es gab zwei Gründe. Zum einen ist mein Leben derzeit irgendwie besonders anstrengend. Wie wunderbar ist da doch die Aussicht auf Erholung! Und: Als ich das letzte Mal mit meinem Mann verreiste, war es genauso: Gleich am ersten Urlaubstag wurde ich richtig krank, bekam Grippe mit hohem Fieber, alles tat mir weh. Ich hatte nicht viel Spaß an unserem Urlaub damals. Die sich deutlich ankündigenden Halsschmerzen in diesem Urlaub erinnerten mich sofort wieder daran. Es war einfach unglaublich, dass das Gleiche nun schon wieder passieren sollte! Bevor ich an jenem Abend zu Bett ging, sprach ich deshalb ein Gebet, in welchem ich Gott erzählte, wie unpassend diese Krankheit jetzt käme und wie ungerecht ich es fände, dass so etwas schon wieder meinen Urlaub ruinieren würde (manchmal jammere ich in meinen Gebeten etwas, zugegeben). Inbrünstig und im Vertrauen darauf, dass er mich nicht würde hängen lassen, bat ich den Vater im Himmel, diesmal dafür zu sorgen, dass die Erkältung nicht ausbrechen würde und ich den Urlaub stattdessen unbeschwert genießen könnte.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die Erkältung weg – und ich dankbar und glücklich. Nach einer Woche ging es wieder zurück nach Hause.

Vor drei Tagen, ziemlich genau eine Woche nach den plötzlich verflogenen Halsschmerzen,
setzten sie am Abend wieder ein, heftiger als in der Woche zuvor, und diesen Blogeintrag schreibe ich nun am Laptop im Bett, mit Wollsocken, Wärmflasche, Halstuch und Strickjacke – und das bei Plus 20 Grad Außentemperatur und Sonnenschein. Ein bisschen amüsiert es mich trotz allem, dass ich meinen Wunsch, einen Urlaub ohne Krankheit zu verbringen, erfüllt bekommen habe, dass aber das Gebet die Krankheit scheinbar nicht geheilt, sondern den Ausbruch nur um eine Woche verzögert hat.

Durch Kleines ….

Vor ein paar Wochen besuchte ich mit meinem Mann den Botanischen Garten in unserer Stadt. Dort gibt es ein Schmetterlingshaus, auf das ich bereits seit ein paar Monaten neugierig war. Am Eingang befindet sich eine Anzeigetafel, auf der alle Schmetterlinge, die am Tag des Besuches im Haus zu sehen sind, abgebildet werden. Ein Bild fiel mir dabei besonders auf: ein Waldgeist (Greta morgane) – ein Schmetterling mit transparenten Flügeln. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Auf ihn war ich besonders gespannt!

Schmetterling Greta Morgane

Wir gingen durch die Räume, bewunderten herrliche Schmetterlinge aller Farben und Größen, doch meinen Favoriten konnte ich nirgendwo entdecken. Auch den Gesprächen der Leute um uns herum entnahm ich immer wieder, wie gerne sie gerade diesen sehen würden, der aber einfach nicht zu finden sei. Manch einer bezweifelte sogar, dass es ihn hier wirklich gab. Etwas enttäuscht machten wir uns schließlich auf den Rückweg, der uns noch einmal durch das Gebäude führte. In Gedanken trug ich Gott meinen Wunsch vor, eben diesen Schmetterling zu sehen. Ich sagte ihm, ich wüsste, dass das nun kein großes und nicht einmal ein wichtiges Anliegen sei, dass ich aber, wenn er denn Zeit dafür hätte, gerne einfach solch einen Schmetterling finden würde. Ich sagte mir selbst, dass es völlig in Ordnung sei, wenn meiner Bitte nicht entsprochen würde – aber zumindest könnte ich ja fragen. (In Matthäus 7 heißt es ja schließlich: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden …”). Wir gingen weiter, und plötzlich entdeckte ich ihn – mitten in einem Strauch unter einem Blatt. Und er war wirklich wunderschön. Wir bestaunten ihn und in ihm die Vielfalt der Schöpfung Gottes. Beim Verlassen des Schmetterlingshauses konnte mein Mann noch einer Mutter und einem Kind, die unbedingt auch den Waldgeist hatten sehen wollen, zeigen, wo sie ihn finden würden.

… und Einfaches

Ein drittes und letztes Beispiel: Für Hin- und Rückflug letzte Woche wurden meinem Mann und mir jeweils Sitzplätze zugeteilt, die weit von einander entfernt waren. Natürlich fliegt es sich neben einem anderen Menschen genauso sicher und bequem, aber ich fand es doch sehr schade, dass wir nicht nebeneinander sitzen sollten. Auch diesen Wunsch trug ich darum dem Vater im Himmel vor, vergaß aber nicht hinzuzufügen, dass es für mich auch in Ordnung sei, wenn unsere jeweiligen Nebensitzer nicht bereit wären, uns den Gefallen zu tun, ihre Plätze für uns zu tauschen. Zu meiner Freude war mein Sitznachbar auf dem Hinflug sofort einverstanden. Auf dem Rückflug stieg derjenige, dem der Platz neben mir zugewiesen worden war, ein, setzte sich aber auf einen freien Platz weiter hinten, so dass mein Mann sich neben mich setzen konnte und wir uns während des Fluges miteinander unterhalten, zusammen einen Film ansehen und die gemeinsame Zeit genießen konnten.

Und was ist mit dem Großen?

Diese Erlebnisse erscheinen anderen vielleicht als banal und kaum erwähnenswert. Trotzdem waren es Dinge, die mir zu einem Zeitpunkt wichtig waren. Und ich war dankbar, dass alles so eintrat, wie ich es mir gewünscht hatte.

Diese und viele ähnliche Begebenheiten haben mich zum Nachdenken gebracht und ich habe mich nun gefragt, warum solch „unwichtige” Dinge dem Vater im Himmel nicht unwichtig sind.

Versteht mich nicht falsch. Ich habe jahrelang – mehr als 10 Jahre – dafür gebetet, jemanden kennen zu lernen, mich zu verlieben, zu heiraten. Ich wollte schon immer früh eine große Familie, und nun habe ich auch mit Mitte 30 noch kein Kind. Ich habe mehr als ein Jahr lang darauf gewartet, geeignete Arbeit zu finden… Ich könnte noch viele weitere Beispiele aufzählen von Dingen, die ich mir wünsche, auf die ich hinarbeite und für die ich meinen Teil tue, die aber bisher nicht eingetreten sind.

Warum ist das so? Warum kann ich darum beten, einen Schmetterling zu sehen, einen Parkplatz an einer unmöglichen Stelle zu finden, einen Bus oder Zug noch rechtzeitig zu erwischen, obwohl es eigentlich unmöglich ist, und der Vater im Himmel erhört mir solche Gebete sofort? Und Dinge, die deutlich wichtiger erscheinen, treten vielleicht niemals ein.

Wie die kleinen Dinge das Große bewirken

Vertraue auf Jesus

Meine Theorie ist, dass es damit zu tun hat, dass ich lernen muss, Gott zu vertrauen. Er gibt mir die kleinen Dinge, die mir zeigen, dass er tatsächlich da ist und in mein Leben eingreifen kann, wenn er will/ es notwendig ist/ es der richtige Zeitpunkt ist. Und er zeigt mir dadurch, dass ich nicht alleine bin. Da ich immer wieder diese kleinen Dinge erlebe, kann ich ihn einfach nicht aufgeben. Ich kann nicht leugnen, dass es da jemanden gibt, der aktiv in meinem Leben mitwirkt und gelegentlich eingreift – auch wenn ich viele große Dinge einfach nicht bekomme. Und manchmal ist das schwer. Manchmal ist es schwer, auszuharren, Vertrauen zu haben und weiterzumachen – das kennt ihr vielleicht auch. Aber Gott kann ich nicht leugnen. Und ich bin so dankbar dafür, dass ich den Einfluss Gottes in meinem Leben täglich sehen kann.

Ich möchte euch einladen, auch nach diesen kleinen Momenten Ausschau zu halten, sie vielleicht sogar bewusst herbeizuführen, indem ihr deutlich den Herrn um Dinge bzw. Erlebnisse bittet.

Henry B. Eyring hat einmal gesagt (und die Worte sind doch die idealen Schlussworte für meinen heutigen Beitrag):

„Mir geht es darum, Ihnen ans Herz zu legen, dass Sie Möglichkeiten finden, Gottes Güte zu erkennen und sich daran zu erinnern…Sie und die anderen werden gesegnet sein, wenn Sie sich an das erinnern, was der Herr getan hat… schon immer [gab es], seit Anbeginn der Welt, unter Gottes Kindern das Problem, dass sie Gott vergaßen…Wer glaubenstreu zu Gott steht, ist behütet und gedeiht…Jeder hat schon einmal geistige Erlebnisse gehabt, die er vielleicht nicht als solche erkannt hat. Jeder Mensch hat beim Eintritt in diese Welt den Geist Christi erhalten… Wenn Sie heute und morgen am Abend beten und nachdenken, stellen Sie sich diese Fragen: Hat Gott eine Botschaft gesandt, die nur für mich bestimmt war? Habe ich seine Hand in meinem Leben oder im Leben meiner Kinder gesehen? Ich werde das tun. Und dann werde ich eine Möglichkeit finden, diese Erinnerung für den Tag zu bewahren, an dem ich und meine Lieben daran denken müssen, wie sehr Gott uns liebt und wie sehr wir ihn brauchen. Ich bezeuge, dass er uns liebt und segnet, mehr als die meisten von uns bis jetzt erkannt haben.”

Wie dankbar ich dafür bin, dass Gott mich Schmetterlinge sehen lässt und Krankheiten ein paar Tage aufschiebt. Es hilft mir dabei, ihm zu vertrauen, wenn vertrauen das Letzte ist, was ich in gewissen Momenten tun möchte – aber das einzig Richtige ist.


Dieser Artikel wurde auf deutsch von Julia Sophie Laurenz verfasst und am 07.09.2018 auf kommzuchristus.de veröffentlicht.

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