Die Ordnung der Welten wird immer erklärbarer. Wissenschaftliche Fortschritte belegen einerseits bereits bekannte Wahrheit und scheinen diese gleichzeitig zu widerlegen. Autos werden in das Weltall geschossen. Microchips, die Krankheiten heilen, in das menschliche Gehirn gepflanzt, Kühlschränke bestellen automatisch Milch nach und Roboter rechnen in Millisekunden neue Prognosen für den Finanzmarkt aus. Wo bleibt da Platz für einen Schöpfer, einen Gott der die Bahnen der Planeten lenkt? Was können wir überhaupt mit Sicherheit wissen? Wo gibt es Antworten? Gibt es auf alle Fragen Antworten? Wie wahr ist Wahrheit? Diese Fragen sind so alt wie das Denken selbst und doch scheinen wir in der Moderne keine Antworten zu finde, welche uns in der Gesellschaft einen ausreichenden Konsens darüber geben. Denn Wahrheit hat nicht mehr den absoluten Anspruch, den sie noch bis vor wenigen Jahrzehnten zu haben schien.
An der Westseite des KG I der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg prangt zeitlos die goldene Inschrift „Die Wahrheit wird euch frei machen“. Wenn man sich den Umgang mit Information, News und Medien vergegenwärtigt, klingt der Bibelspruch schon fast mahnend in den Ohren des Lesers wieder. Die Frage: „Was ist Wahrheit?“ oder “Kann Wahrheit absolut wahr sein?” hat unzweifelhaft an Bedeutung zugenommen. Früher war die Frage nicht zulässig oder sie wurde schlicht nicht gestellt. „Fake news“, die sich erschreckend schnell global in den sozialen Medien verbreiten, sich vermehren und (zu) oft auch geglaubt werden, verursachen einen dunklen Nebel der Verunsicherung und des Misstrauen. Dieser Nebel hat das Potential, eine ganze Generation in Verunsicherung zu stürzen, von welcher sie sich bis jetzt noch nicht losreissen konnte.
Viele Jahrhunderte hatte die Kirche das Monopol auf Wahrheit, welche ja nur, so wurde argumentiert, durch Gott gegeben werden konnte. Wissenschaftliche Fortschritte wurden oft als Werk des Teufels abgetan und einige visionäre Denker mussten mit ihrem Leben für die Suche nach Wahrheit bezahlen. Glücklicherweise hat sich unsere Gesellschaft seit dem sogenannten dunklen Mittelalter schon weit entwickelt und die Kirche hat, wie es scheint, nicht mehr die Hegemonialstellung auf dem weiten Marktplatz der Wahrheitsfindung. Folgendes ist mit absoluter Sicherheit festzustellen: Die Suche nach Wahrheit ist von essentieller Bedeutung für uns. Alle Menschen wollen, mehr oder auch weniger, die emotionale Sicherheit spüren, welche Wahrheit oft mit sich bringt. Nicht Jeder sucht auf dem gleichen Weg, jedoch ist der Drang nach Wahrheit zu forschen unleugbar. Sei es ein Glauben an Gott, der Menschen durch Offenbarung Wahrheit kundtut. Oder sei es ein Physikstudierender, welcher darauf vertraut, dass die Gesetze der Thermodynamik entsprechend dem bekannten Muster funktionieren. Der Mensch versucht mit schon bekannter Wahrheit mehr Wahrheit zu suchen.
Was bedeutet nun der Spruch an der Fassade der Universität in Freiburg? Wie genau kann Wahrheit uns frei machen? Die Unruhen, Unsicherheiten und Unregelmäßigkeiten der modernen Welt haben weniger negativen Einfluss auf Menschen, die mit wirklichem Vorsatz Wahrheit suchen. Wenn wir mit wirklichem Vorsatz Wahrheit im allgemeinen und Gott im speziellen suchen, dann werden wir neue Ansichten auf unsere Umwelt und eine neue oder geänderte Einstellung gegenüber Gott empfinden. Und wahrscheinlich die wichtigste Folge der Suche nach Wahrheit: unser Handeln aufgrund der neu gewonnenen Erkenntnis. Ohne dieses Handeln auf Seiten des Wahrheitssuchenden bleibt jeder naturwissenschaftliche Versuch und jedes geisteswissenschaftliche Gedankenexperiment lediglich ein empirisches Daten-Konglomerat ohne fassbaren Wert für die gegenwärtige oder nachfolgende Generationen. Diese Prinzipien der Wahrheitsfindung gelten für alle Bereiche des Lebens. Forschung in allen Bereichen ist die Suche nach absoluter Wahrheit. Zu erwarten, dass wir definitive Antworten auf die Fragen der absoluten Wahrheit bekommen könnten, ist nicht immer zu erwarten. Jedoch können wir mit Glauben auf genau diese Antworten hoffen, wenn wir dem Himmlischen Vater, den Autor aller Wahrheit, um Erkenntnis bitten.
Genauso wichtig wie der zweite Teil des Verses 32 in Johannes 8, “Die Wahrheit wird euch frei machen”, ist der direkt davor vermerkte Hinweis Jesu. Es heißt dort “Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen” (EUE Joh. 8:32). Allein die Zusicherung des Erretters, dass der Mensch Wahrheit erkennen wird, wenn er danach fragt, schenkt uns Mut den Weg des Suchens weiterzugehen. Wichtig ist, dass wir lernen nach Wahrheit zu suchen wie einst alle gläubigen und/oder wissenschaftlichen Forscher vor unserer Zeit. Gott verspricht allen Menschen Antworten auf unsere Fragen nach Wahrheit. Durch intensives Gebet und die Stimme des Heiligen Geistes werden wir die Wahrheiten erkennen, die wir brauchen, um unseren Himmlischen Vater und seinen Sohn besser kennen zu lernen und eines Tages, nachdem wir viel gefragt und noch mehr gelernt haben, so zu werden wie Sie.
Dieser Artikel wurde auf deutsch von Sönke Windhausen verfasst und am 13.09.2018 auf kommzuchristus.de veröffentlicht.
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