„Er tut nichts, was nicht der Welt zum Nutzen ist; denn er liebt die Welt, so daß er sogar sein eigenes Leben niederlegt, damit er alle Menschen zu sich ziehen kann. Darum gebietet er niemandem, nicht an der Errettung durch ihn teilzuhaben.” (2. Nephi 26:24)

Das Alte Testament und die Darstellung von Gott

Liest man das Alte Testament, hat man oft das Gefühl, dass der dort geschilderte Gott immer wütend ist. Allein im Buch Exodus tötet er erst die Erstgeborenen der Ägypter (Exodus 12:12); später schwört er, dass es einen fortwährenden Krieg gegen die Amalekiter geben wird (17:16); schließlich schlägt er sein Volk mit einer Plage, als dieses ihm nicht gehorcht (32:35). Diese und ähnliche Verse erwecken den Eindruck, dass der Herr immer wütend ist. Das Buch Mormon jedoch erinnert uns daran, dass diese Interpretation zu einfach ist. Nephi beispielsweise bezeugte, dass Gott „seine Kinder liebt” (1. Nephi 11:17). Er bezeugte weiter:

„[Der Herr] tut nichts, was nicht der Welt zum Nutzen ist; denn er liebt die Welt, so daß er sogar sein eigenes Leben niederlegt, damit er alle Menschen zu sich ziehen kann.” (2 Nephi 26:24).

Doch das Alte Testament, die Heilige Schrift, die auch Nephi hatte, stellt Gott als so wütend dar, dass man sich fragt, wie Nephi dazu kam, Gott als liebevoll zu sehen. In Anbetracht dieses Dilemmas merkt Jonathon Riley an, dass auf den Messingplatten möglicherweise mehr darüber gesagt wurde, als was das Alte Testament in seiner heutigen Form beschreibt. Er sagt weiter, dass Nephi möglicherweise schlicht durch Offenbarung mehr über die Liebe Gottes wusste (Anmerkung: Der Blogbeitrag von Riley, auf den hier Bezug genommen wird, findet sich im englischen Original hier).

Nephis Sichtweise lässt jedoch die Vermutung zu, dass das Alte Testament möglicherweise wirklich Gott als einen liebenden Gott darstellt und dass „viele Christen das Alte Testament nicht sorgfältig genug gelesen haben, und dadurch über Verse, die die Liebe Gottes für die Menschheit zum Ausdruck bringen, hinweggelesen haben”.

Bibel mit Brille

Versteckte Botschaften

Laut Riley enthält das Alte Testament (in der englischen Ausgabe der King-James-Version) 23145 Verse. In 5871 davon wird, so Riley, Gottes Liebe für seine Kinder zum Ausdruck gebracht. (Anm.: Verse aus der Joseph-Smith-Übersetzung der Bibel werden dabei nicht berücksichtigt). Etwa in einem von vier Versen im Alten Testament geht es also um die Liebe Gottes. Zum Vergleich: das Neue Testament hat 7957 Verse. Riley sagt dazu: „Das bedeutet, dass wenn die Verse aus dem Alten Testament, in denen es um die Liebe Gottes geht, zu einem Buch zusammengefasst würden, dieses Buch etwa ¾ so lang wie das Neue Testament wäre.”

Diese Information lässt darauf schließen, dass ein Grund dafür, dass die Menschen das Alte Testament oft als negativ und den Gott als wütend empfinden, schlicht und einfach der ist, dass ihnen die Verse, die Gottes Liebe zeigen, nicht auffallen. Das Buch Mormon jedoch stellt auch klar, weshalb Gott im Alten Testament manchmal als wütend erscheint und warum den Nephiten manchmal furchtbare Dinge zustoßen.

Lehi sagt zu seinen Kindern, dass „wenn es so ist, daß sie seine Gebote halten, sie auf dem Antlitz dieses Landes gesegnet sein [werden] …und sie werden sicher wohnen immerdar” (2 Nephi 1:9). Er sagte ihnen jedoch auch, dass „wenn … sie in Unglauben verfallen … falls der Tag kommt, da sie … ihren Erlöser und ihren Gott, verwerfen, siehe, dann werden die Strafgerichte dessen, der gerecht ist, auf ihnen ruhen… und er wird sie zerstreuen und schlagen lassen” (Verse 10 & 11). Sowohl im Alten Testament als auch im Buch Mormon widerfährt den Menschen manchmal Furchtbares, nachdem sie sich von Gott abwenden. Doch ist Gott zu allen barmherzig, die umkehren.

Sonne im Nebel über Pier

Das Alte Testament enthält eindringliche Aussagen über die Liebe Gottes für seine Kinder

Gott tröstet uns, indem er uns sagt: „Ich schlage meine Wohnstätte in eurer Mitte auf … Ich gehe in eurer Mitte; ich bin euer Gott und ihr seid mein Volk. Ich bin der Herr, euer Gott … Ich habe eure Jochstangen zerbrochen und euch wieder aufrecht gehen lassen” (Levitikus 26:11-13). Er versichert uns: „Der Herr antwortete: Mein Angesicht wird mitgehen, bis ich dir Ruhe verschafft habe” (Exodus 33:14).

Das Alte Testament erinnert: „Empfangt Macht und Stärke: Fürchtet euch nicht … denn der Herr, dein Gott, zieht mit dir. Er lässt dich nicht fallen und verlässt dich nicht” (Deuteronomium 31:6).

Solltet ihr finanzielle Probleme haben – der Herr hat gesagt: „Den Schwachen hebt er empor aus dem Staub und erhöht den Armen, der im Schmutz liegt; er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, einen Ehrenplatz weist er ihm zu…” (1. Samuel 2:8). Zu denen, die das Gefühl haben, dass Gott weit weg ist, sagt er: „Auch wenn die Berge von ihrem Platz weichen und die Hügel zu wanken beginnen – meine Huld wird nie von dir weichen und der Bund meines Friedens nicht wanken…” (Jesaja 54:10). Und: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt” (Jeremia 31:3). Denen, die sich aufgewühlt fühlen, verheißt Gott: „Ich schließe mit ihnen einen Friedensbund; es soll ein ewiger Bund sein…” (Ezechiel 37:26).

Gott hat uns versprochen: „Ich traue dich mir an auf ewig; ich traue dich mir an um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, ich traue dich mir an, um den Brautpreis meiner Treue: Dann wirst du den Herrn erkennen” (Hosea 2:21,22).

Schlußfolgerung

Denken wir an Verse wie diese, erscheinen Kommentare aus dem Buch Mormon wie „und er liebt diejenigen, die ihn zu ihrem Gott haben wollen” (1. Nephi 17:40) oder „weil er unsere Seele ebenso liebt, wie er unsere Kinder liebt” (Alma 24:14) nicht mehr unzusammenhängend.

Wir selbst können das Alte Testament ebenso lesen, wie es die Nephiten getan zu haben scheinen; achten wir dabei auf die vielen Verse, die die Liebe Gottes für uns beschreiben. Tun wir dies, wird sich unsere Sichtweise auf das Alte Testament vielleicht ändern; wir werden vielleicht Gottes Liebe in unserem eigenen Leben spüren können.

Wenn ihr euch weiter mit dem Thema beschäftigen möchten, hier ein paar weitere Quellen (auf Englisch):

– Jonathon Riley, „Why the God of the Old Testament Is Not as Angry as You Thought,” at Bible Jon’s Musings, March 21, 2018.

– Steven L. Olsen, „Prospering in the Land of Promise,” FARMS Review 22, no. 1 (2010): 229–232.

– RoseAnn Benson and Stephen D. Ricks, „Treaties and Covenants: Ancient Near Eastern Legal Terminology in the Book of Mormon,” Journal of Book of Mormon Studies 14, no. 1 (2005): 48–61, 128–129.

– David E. Bokovoy, „Love vs. Hate: An Analysis of Helaman 15: 1–4,” Insights: A Window on the Ancient World 22, no. 2 (2002): 2–3.


Der Beitrag wurde aus dem Englischen übersetzt. Er wurde ursprünglich am 5.4.18  auf bookofmormoncentral.org unter dem Titel „Why the Book of Mormon’s Depiction of a Loving God Fits with the Old Testament” veröffentlicht. Übersetzt von Kristina Vogt.

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