In letzter Zeit habe ich viel über Zufälle nachgedacht. Glaubt ihr an Zufälle? Oder glaubt ihr daran, dass alles einen Sinn hat, dass alles in eurem Leben „mit Absicht” geschieht? Ich kenne einige Menschen, die denken, dass sie im Leben einen genau vorgegebenen Weg haben und dass Gott sie auf diesem führt.
Ich persönlich hatte in meinem Leben bisher nicht den Eindruck, dass ich einen vorgegebenen Weg habe und auch nicht, dass sich Gott besonders einmischt, wenn ich Entscheidungen treffe oder irgendetwas tue. Manchmal wünsche ich mir, er würde sich etwas mehr einmischen oder mir etwas mehr Hilfestellung geben, wenn ich wichtige Entscheidungen treffen muss – manchmal wünsche ich mir sogar, dass er mir Entscheidungen abnimmt. Aber so einfach ist das nicht. Das wisst ihr wahrscheinlich auch. Ob Ereignisse im Leben nun zufällig geschehen oder nicht – fest überzeugt bin ich, dass alles im Leben einen Sinn hat. Obwohl es mir nicht immer sofort gelingt, diesen zu erkennen, finde ich doch immer viele Hinweise darauf, dass Dinge doch „irgendwie” geführt sind. Eine meiner Lieblingsschriftstellen, Römer 8:28, lautet: „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt…”.
Wir haben die Verheißung, dass zumindest am Ende alles gut wird
Eine wahre Begebenheit, die mich beeindruckt, seit ich das erste Mal von ihr gehört habe, ist ein Ereignis aus dem Leben zweier Physiker: Otto Stern und Walther Gerlach. Im Jahre 1922 führten sie Experimente mit Atomen durch. Eines Tages, nachdem Walther Gerlach an einem Experiment arbeitete, um die Spuren von Atomen zu verfolgen, öffnete er die für das Experiment aufgebaute Apparatur. Er betrachtete den „Schirm“, konnte jedoch keine sichtbaren Ergebnisse feststellen. Er reichte ihn seinem Partner, der ihn betrachten sollte. Erst als Otto Stern sich die Platte ansah, erschien eine schwach sichtbare Spur auf dem Schirm, die den gesuchten Beweis lieferte.
Der Versuch gilt heute als eines der grundlegenden physikalischen Experimente, um die Natur der Quantenmechanik zu erläutern.
Aber spielt Gott bei solchen Dingen eine Rolle? Was denkt ihr?
Otto Stern beschrieb später, warum der Versuch plötzlich funktionierte und die Spur sichtbar wurde: „Ich war nur ein einfacher Hochschulassistent. Mein Gehalt war viel zu gering, um mir gute Zigarren leisten zu können, also rauchte ich eben schlechte, billige Zigarren. In diesen Zigarren war viel Schwefel enthalten. Der Schwefel in meinem Atem ließ die Substanz auf dem Träger sich zu einer Silber-Schwefel-Verbindung verbinden, die schwarz ist. Dadurch war sie nun einfach erkennbar.“
Wäre Stern kein Raucher gewesen, wäre er kein armer Wissenschaftler gewesen, wäre der Versuch wahrscheinlich misslungen.
Interessant, wie das Schicksal so spielt, oder? Sind Dinge wie diese anur Zufälle? Was in unserem Leben geschieht „aus Versehen“?
Nur Zufälle? Glauben ausüben – und Taten folgen lassen
Vor ein paar Wochen war ich mit meinem Mann auf Reisen. An einem Abend sahen wir uns auf seinem Tablet einige Episoden einer Serie an und schliefen darüber ein. Als wir am nächsten Morgen unsere Wertsachen wegschließen wollten, darunter auch das Tablet, war dieses unauffindbar. Da die Zeit knapp war, gingen wir los, ohne das Gerät gefunden zu haben.
Nach einem anstrengenden Tag kehrten wir abends zum Hotel zurück. Wir fuhren fort, nach dem Tablet zu suchen. Und natürlich beteten wir auch – jeder für sich. Aber es blieb verschwunden. Schließlich sagte mein Mann so nebenbei, er hoffe, er habe es nicht versehentlich zusammen mit dem Müll am Morgen entsorgt. Wir hatten die Mülltüte beide in den Händen gehabt – aufgefallen war keinem von uns etwas. Aber es schien die einzige Möglichkeit zu sein. Wir mussten unbedingt versuchen, an den Müll des Hotels zu kommen!
Mein Mann war von der Idee nur wenig begeistert. Aber er dachte bei sich, dass er, da er alles getan hatte, was in seiner Macht stand und er ja dafür gebetet hatte, dass es auftauchen würde, nun vielleicht auch etwas Glauben ausüben müsste. Also gingen wir zur Rezeption und schilderten der Empfangsdame unser Problem. Aber sie sah uns nur verwundert an und erklärte, sie könne nichts für uns tun. In diesem Moment kamen zwei Putzfrauen, die in dem Hotel arbeiten, zur Tür herein. Die Angestellte wiederholte ihnen, was wir gesagt hatten, doch auch sie glaubten uns nicht so recht. Schließlich konnten wir gemeinsam eine der Putzfrauen überreden, uns zumindest den Müll durchsehen zu lassen, um uns selbst davon zu überzeugen, dass wir das Tablet nicht weggeworfen hatten.
Die Frau führte uns zu zwei riesigen Müllcontainern, die zur Abholung an der Straße standen. Eine offensichtlich obdachlose Frau war gerade dabei, die Mülltüten im Container zu durchsuchen. Die Putzfrau „verscheuchte” sie und wir begannen, selbst im Müll zu wühlen. In der ersten Tüte, die ich – mit Handschuhen – durchstöberte, befand sich tatsächlich unser Müll – UND das Tablet meines Mannes. Es war nicht beschädigt. Nichts war passiert.
Logische Folgen
Gibt es Zufälle? Hätten wir nur eines der Ereignisse geändert, hätte sich das Ergebnis deutlich verändert. Hätten wir den Müll nicht fein säuberlich am Morgen zusammengebunden, hätten wir uns vermutlich gar nie auf die Suche machen müssen, weil wir das Tablet in unserem Zimmer entdeckt hätten – und ihr wärt um diesen Beitrag ärmer ;-). Hätten mein Mann und ich uns nicht früher schon über das Gebet unterhalten, hätte er sich nicht entschlossen, auch in dieser unwahrscheinlichen Situation seinem Glauben die Tat folgen zu lassen und zur Rezeption zu gehen. Wären wir früher oder später dort eingetroffen, wären wir nicht mit den verantwortlichen Putzfrauen zusammengetroffen und hätten nicht erfahren, wo unser Müll hingekommen war. Hätten wir uns entschieden, erst am nächsten Morgen zu suchen, hätte ein anderer das Tablet gefunden oder es wäre bereits auf dem Weg zur Müllhalde gewesen.
Was denkt ihr, wie oft sich der Physiker und Hochschulprofessor Otto Stern wohl über seine Armut beklagt hatte? Ich hätte es an seiner Stelle sicher ab und zu getan. Ich weiß nicht, ob Stern ein religiöser Mensch war und ob oder wie sehr er mit seinem Schicksal haderte, aber wenn ich zu wenig Geld verdiene, es mir schlecht geht, meine Träume und Wünsche zu langsam in Erfüllung gehen – wie oft beklage ich mich dann beim Herrn, murre, schimpfe und versuche, Gott vorzuschreiben, wie er mein Leben deutlich besser gestalten könnte? Hätte Stern in anderen Umständen gelebt, wäre das Experiment vielleicht nie gelungen. So erhielten die beiden Wissenschaftler immerhin im Jahre 1943 den Nobelpreis für Physik. Wahrscheinlich kein schlechter Lohn für die beiden für ihr jahrelanges Durchhalten.
Dass Gott alles zum Guten führt
Ich würde mir wünschen, dass es im Leben immer so laufen würde: dass ich immer voller Glauben bete, dann hingehe und handle und das Resultat sofort sehe; dass mein Glaube immer stark genug wäre, für meine Wünsche zu beten und ich dann nach besten Kräften meinen Teil zu ihrer Erfüllung beitrage und gelassen akzeptiere was geschieht, weil ich weiß, dass Gott am Ende „alles zum Guten führt”.
In LuB 82:10 heißt es: „Ich der Herr bin verpflichtet, wenn ihr tut, was ich sage…“ Dallin H. Oaks hat einmal gesagt: „Das erste Prinzip des Evangeliums ist der Glaube an den Herrn Jesus Christus… Glaube bedeutet Vertrauen – Vertrauen in Gottes Willen; Vertrauen in seine Art, Dinge zu tun, und Vertrauen in den Zeitplan des Herrn… Tatsächlich haben wir keinen wahren Glauben an den Herrn, ohne auch volles Vertrauen in den Willen und den Zeitplan des Herrn zu haben.“
Der Herr sorgt wirklich für uns. Manchmal muss man vielleicht ein armer, einfacher Wissenschaftler sein, um den Nobelpreis gewinnen zu können. Gibt es Zufälle? Falls dem so ist, bedient sich der Herr dieser jedenfalls auf beeindruckende Art und Weise.